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Apostelbilder und die Stifterbilder von Ibbenbüren - Von Werner Suer Eine
Zusammenstellung der bisherigen Erkenntnisse |
| Vermerk
Apostelbilder: Hiermit bezeichnen wir die 12 Apostelbilder
ohne Stifternamen, sie sind im Besitz der katholischen Kirche (vgl. Broschüre:
Die Bilder der zwölf Apostel im Pfarrhaus St. Mauritius)
Stifterbilder:
(vgl. Buch: Die Stifterbilder in der Christuskirche, Dr. Salaschek, Josef Bröker)
Diese 15 Apostelbilder mit den Namen der Stifter versehen, hingen mit Unterbrechungen
bis zum Beginn der Renovierungsarbeiten 2012 in der Christuskirche.
Fettdruck
= Hervorhebung durch W. Suer Zeittafel 1523 wurde der Grundstein für
die heutige Christuskirche gesetzt. 1675 bis 1717 Notkirche in der Brumley
1722 Fachwerkkirche St. Mauritius 1831 Weihe der heutigen Kirche St. Mauritius
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| 1)
Urkunden im Landeskichlichen Archiv Bielefeld (Bauakte 3119) Transkription
Mönninghoff / Suer Trockels, Pfarrer
Betrifft den Verkauf alter
Bilder (Stifterbilder) Ibbenbüren, den 28. November 1883 Gn. gg. Niem.
Gn. gz. Becker An der alten Orgelbühne in der hiesigen evangelischen Kirche
saßen 17 Bilder in Eichenholz-Rahmen, meist Aposteldarstellungen.
Nach
Wegräumung der alten Bühne sind die Bilder jahrelang in der Sakristei aufbewahrt
worden. Die Gemeinde hatte keine Verwendung für dieselben und kann sie nun für
120 M verkaufen. Die Bilder sind in früherer Zeit von hiesigen Anstreichern, wie
die Rede geht, in Öl gemalt und von Colonen der damals noch katholischen Kirche
gestiftet worden. Sie stammen angeblich aus der Zeit um 1600. |
| Wenn nun sich darunter (wohl kaum) ein verkanntes
Kunstwerk befindet und die Bilder wohl nur den Werth anständiger Handwerksarbeit
haben dürften, so beansprucht doch niemand aus den beiden Gemeinde-Vertretungen
den Besitz eines durchaus maßgebenden Urtheils in dieser Sache. (es gibt keine
Expertise über die Bilder) Genannte Vertretungen nun beauftragten in einer
berathenden Versammlung den gehorsamst Unterzeichneten, bei dem Königlichen
Consistorium anzufragen, ob dem Verkauf der Bilder, welche die Gemeinde
sonst durchaus nicht verwerten kann, etwas im Wege steht, resp. ob bei
einer erforderlichen Prüfung durch Sachverständige das Königl. Consistorium der
Gemeinde Rath und Wege angeben könne. In der Hoffnung einer gütigen Berücksichtigung
dieser Darlegung fragt eines Hochwürdigen Königlichen Konsistoriums ganz gehorsamster
Pfarrer Trockels. Marginalien zum beabsichtigten Verkauf der alten Bilder
Lengerich, den 30.11.1883 Gesehen und weitergereicht Der Superintendent
Unterschrift Münster, 4. Dez. 83 an den Herrn Pfr. Trockels, Hochehrwürden,
Ibbenbüren p.c. des Herrn Sup. Kobmann, Hochwürden, Lengerich
Auf das
anfragende Schreiben vom 28. d. Mts., den Verkauf von Bildern der dortigen Kirche
betreffend, erwidern wir, daß es uns nach dem Gesetz vom 3. Juni 76 nicht zusteht,
ohne Genehmigung des Herrn Ministers der (Inneren) Angelegenheiten, in den Verkauf
der erwähnten Bilder einzuwilligen, und daß ein Antrag auf Genehmigung (des Verkaufs)
ohne Gutachten eines Sachverständigen zwecklos sein würde. Es wird also zunächst
ein solches Gutachten zu erwirken sein, wobei sich bei der Geringfügigkeit
des Angebots empfiehlt, die gnt Bilder. ruhig stehen zu lassen, bis etwa gelegentlich
die Bilder dem Urtheil eines Sachverständigen unterstellt werden können. Das
Königl. Consistorium in Münster 4.12.83 |
| 2) Wilfried Knebel 2012, (zitiert und
von ihm genehmigt) Die Amtszeit von Pastor Wilhelm Knebel in Ibbenbüren war
von 1931 bis 1974. Das Dach des alten Gemeindehauses von 1830 an der Schulstraße
(ab ca. 1885 evangelische Höhere Töchterschule und später Stadtkindergarten) wurde
bei den Kämpfen un Ibbenbüren 1945 durch Granatenbeschuss beschädigt. Bei der
notwendigen Dachreparatur 1945 sind die Stifterbilder entdeckt worden. Niemand
hatte eine Ahnung gehabt, nichts war überliefert worden. Sie lagen auf dem hinteren
Dachboden, einem großen Saal. Dieser hatte ein hölzernes Tonnengewölbe, das Dach
hatte eine Deckung mit kleinen dunklen Dachziegeln. Durch eindringenden Regen
waren die Bilder durchnässt, verschmutzt und verblaßt. Pastor Wilhelm Knebel holte
die Bilder und brachte sie in das Pfarrhaus an der Kanalstr. Nach einer Reinigung
hat er sie dort auf dem Dachboden gelagert. Er hatte kein großes Interesse an
den Bildern, denn er hielt sie nicht für wertvoll, sondern für Bauernmalerei.
Jedoch empfand er es als seine Pflicht, die Bilder aufzubewahren. Sein ältester
Sohn Wilfried Knebel und sein Bruder spielten mit den Bildern auf dem Dachboden
und bauten sich daraus Buden. 1949 wählte Pastor Knebel zwei Bilder aus, um sie
beim Landeskonservator in Münster begutachten zu lassen. Nach Genehmigung durch
den Kirchenrat fuhr der Pastor mit dem Bauunternehmer Karl Schäfer mit dessen
Mercedes nach Münster zum Landesmuseum. Nach dem Urteil der Fachleute in Münster
wurde den Bildern kein großer Wert beigemessen, außerdem waren sie stark renovierungsbedürftig.
Der Pastor war mit dem Urteil der Gutachter nicht zufrieden. Eines Tages kam der
Malermeister Walter Kersting aus Münster, der mit der Familie Knebel befreundet
war, nach Ibbenbüren. Er hat sich die Bilder angesehen und zwecks Renovierung
mit nach Münster genommen. Er hatte einen guten Ruf als Malermeister und Fachmann
für Restaurierungen von Bildern. Nach einem Jahr bekam der Pastor die fertigen
Bilder zurück, sie waren gereinigt und erstrahlten in neuem Glanz, es war reichlich
Farbe aufgetragen worden. Pastor Wilhelm Knebel war nicht ganz glücklich über
das Ergebnis und meinte "ob der Kersting wohl was dazu gemalt hat ?" Die Tafeln
kamen dann auf den Spitzboden der ehemaligen Garage am Pfarrhaus und der Pastor
hat sie in Stroh und Tücher eingewickelt. Nachdem 1955 das alte Gemeindehaus an
der Schulstraße abgebrochen war, entstand hier 1956 das neue Gemeindehaus. Die
Stifterbilder wurden dann im neuen Gemeindehaus aufgehängt. Sie sollten zu einem
späteren Zeitpunkt in die Kirche gelangen, das lehnte Pastor Knebel jedoch ab.
Es war etwa 1962, da kam sein Amtsbruder, Pastor Bastert und sah sich die
Stifterbilder an. Er setzte sich dafür ein, dass sie wieder in die Kirche kommen.
Sie schmückten danach die Stirnwand der Orgelempore. Um 1965 gab es ein Gespräch
zwischen Pfarrer Heufers und Pastor Knebel, der die Bilder der katholischen Kirche
anbot, weil sie der damals noch katholischen Kirche von katholischen Colonen und
Bürgern gestiftet worden waren, daraus wurde jedoch nichts. Sie blieben in der
Christuskirche bis zum Umbau mit der Entfernung der Empore 1967/ 68. Danach fanden
sie ihren Platz in den Seitenschiffen und im Chorraum. 2012 hat man sie wegen
der aktuellen Renovierungsarbeiten ausgelagert. |
| 3) Gespräch W. Suer mit Pastor Johannes
Lammers 2010 (zitiert und von ihm genehmigt) Die Apostelbilder sind aus dem
17. Jahrhundert, etwa 1650 bis 1690. Sie entstammen dem Umfeld von Peter Paul
Rubens, gemalt von Rubens-Schülern und sie gehören zur "Flämischen Schule". Sie
stammen von verschiedenen Malern und sind von hoher Qualität. Der Bruder von Pastor
Lammers fand die Apostelbilder 1969 auf dem Dachboden des katholischen Pfarrhauses,
sie schmückten wohl bereits die alte Fachwerk-Kirche Es gab einen Leitz-Ordner
"Inneres der Kirche u. des Pfarrhauses", darin sind vom Landesmuseum Münster Expertisen
gefertigt anläßlich der Restaurierung der Bilder. Auf der Rückseite eines Bildes
findet sich der Restaurierungs-Vermerk "restauro et renovo 1971 CH." In diesem
Gutachten werden auch die Attribute der Apostel erläutert. Der Ordner ist nicht
auffindbar, er ist nicht im Kirchenarchiv u. nicht bei Pastor Elpers. Das
Bild des Apostels Siemon hat Pastor Lammers bei einem Restaurator in Rheine in
Auftrag gegeben, die Arbeit war nicht ganz überzeugend, die anderen Bilder wurden
in 1971 Münster restauriert. |
| 4) Frau Dr. Salaschek Frau
Dr. Salaschek hat im Internet mehrere Stiche aus Augsburg gefunden, die Vorlage
sein könnten für die Stifterbilder. Sie hält die Stifterbilder für qualitätsvolle
Arbeiten, sie betont die ausdrucksvollen Gesichtszüge. Sie hält den Zyklus
für so bedeutend, daß sie ein ganzes Buch über die Stifterbilder in der Christuskirche
geschrieben hat. Sie schmückten die Stirnwand der Orgelempore in ihrer
ganzen Breite bis zur Entfernung der Empore 1967. Zitat aus ihrem Buch "Die
Stifterbilder" auf Seite 79 "Auch die Apostelbilder der Christuskirche zu
Ibbenbüren entstammen einer Vorlagenserie, wie Vergleiche mit weit auseinander
liegenden Kirchen von Kärnten bis zum Oldenburgischen zeigten. So geben uns die
Bilder über ihre eigentlichte Thematik hinaus noch heute Einblick in die Kulturgeschichte
der Zeit von vor über 250 Jahren". |
| 5) Gemeinsames Gespräch am 21.6.2012
Anwesend Pastor Lemanski, Pastor Ströver, Pastor Lammers, Wilfried Knebel,
Karl-Heinz Mönninghoff, Frau Leesmann, Werner Suer
Pfarrer Lemanski begrüßte
die Teilnehmer/ die Teilnehmerin der Gesprächsrunde. Ziel des heutigen Gesprächs
war es, mehr über die Geschichte der Apostelbilder der Mauritiuskirche und der
Stifterbilder der Christuskirche herauszufinden. Man war sich darin einig, dass
der Bilderzyklus "Apostelbilder" zweifellos einen hohen künstlerischen Wert hat.
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| 6) Werner Suer Die Stifterbilder
Die Entstehung der Stifterbilder kann lokalisiert und datiert werden.
Die Stifter haben laut Josef Bröker von 1618 bis 1633 in Ibbenbüren gelebt. Die
Bilder könnten 1674 zur Zeit der Reformation aus der Kirche entfernt worden sein.
Die Stifterbilder haben eine große Bedeutung für die Stadtgeschichte.
Die Stifter waren angesehene, bedeutende und vermögende Bürger und Bauern
von Ibbenbüren, die in zahlreichen Urkunden nachgewiesen sind ("Ibbenbürener Familiennamen",
Bröker). 1883 sollten die Bilder verkauft werden (Archiv Bielefeld), der Verkauf
kam nicht zustande, und sie gelangten wohl kurz danach in das alte evangelische
Gemeindehaus an der Schulstr., das laut Urvermessung um 1830 gebaut wurde. Dort
lagen sie vermutlich von 1883 bis 1944 und waren sicherlich vergessen worden.
Die Stifterbilder sind nicht bei Ludorff erwähnt in seinem Buch "Bau- und
Kunstdenkmäler im Kreis Tecklenburg" von 1907, weil sie zu dieser Zeit nicht mehr
in der Kirche waren. Die Apostelbilder Die Apostelbilder sind vermutlich
vor Cremanns Amtszeit angekauft worden, möglicherweis stammen sie aus dem Kloster
Gravenhorst. Sie waren wohl schon in der Fachwerkkirche. Weil sie bereits der
Kirche gehörten, hat Pastor Cremann sie nicht als Ausstattung für die neue Kirche
erwähnt, er erlebte den Abbruch der alten u. den Bau der neuen Kirche. Es sind
bis heute keine urkundlichen Überlieferungen zu den Apostelbildern bekannt. (Vgl.
Cremann "Die Geschichte der Mauritiuskirche")
Autor Werner Suer
2012 | | Zur Geschichte der Stifterbilder in der Christuskirche
Ibbenbüren, von Helga Leesmann |
| 1618
- 1633 Entstehung der Bilder vgl. Josef Bröker in " Die Stifterbilder
in der Christuskirche Sicherlich wurden sie dann auch in der Kirche an der
Orgelempore aufgehängt. | | | | 1674
wurde die Kirche der reformierten Gemeinde zugesprochen. Es ist zu vermuten,
teilweise auch bewiesen, dass es zu radikalen Umbaumaßnahmen kam:Seitenaltar
entfernt? Verbleib der Bilder? Monstranz ? …
| | | | 1846
Stadtbrand - große Schäden in der Unterstadt 1851/53 Der teilweise zerstörte
Kirchturm erhält zwei neue "Etagen" | | | | 1859/
60 Umbaumaßnahmen : Abriss der alten Empore und Neubau einer neuen u-förmigen
Empore neues Kirchengestühl etc.Pastor Trockel erwähnt 1883 in einem Brief,
dass die Stifterbilder vor dem Umbau von der Orgelempore abgenommen wurden. | | | | 1883
Die Kirchengemeinde möchte die Bilder für 120 Mark verkaufen. "Bilder,
die jahrelang in der Sakristei aufbewahrt wurden" "Die Gemeinde hat keine Verwendung
für dieselben" (P. Trockel in o.g. Brief ) Der Verkauf wurde vom königlichen
Konsortium in Münster nicht genehmigt. | | | | 1902
größere Umbaumaßnahme: Altar, Taufstein die Bilder werden nicht erwähnt | | | | 20/30
Jahre Umbaumaßnahmen werden vermutet, sind aber nicht konkret bewiesen | | | | 1944
Das ev Gemeindehaus an der - damals noch - Schulstraße wird zerstört, Pastor Knebel
entdeckt die Bilder, säubert und trocknet sie und bringt sie dann im Pfarrhaus
auf dem Dachboden unter. | | | | 1949
Pfarrer Knebel lässt 2 Bilder vom Landeskonservator in Münster begutachten, das
Ergebnis ist niederschmetternd. | | | | 1950?
1955 ? Die Bilder werden von dem Maler Walter Kersting in Münster überarbeitet
- wohl sehr laienhaft. Kommentare dazu: Die Bilder waren kaum wieder zu erkennen
( Wilfried Knebel) Na ja, mit Farbe hat er nicht gespart. ( Pastor Wilhelm
Knebel) | | | | Die
Bilder werden von Pfarrer Knebel notdürftig verpackt auf dem Dach seiner Garage/
des Schweinestalls (in der Wehme) untergebracht. | | | | Pastor
Bastert (ev. Pfarrer ) sieht die Bilder und sorgt dafür, dass sie wieder in die
Kirche kommen und an der Orgelempore angebracht werden. Dort hängen sie bis zu
den nächsten Umbaumaßnahmen 1967/68 | | | | 1968
Im Rahmen umfassender Renovierungsarbeiten wurde die Orgelempore - traditioneller
Platz von Apostelbildern - abgerissen. Die Bilder finden ihren neuen Platz an
den Seitenwänden der Kirche und im Chorraum. | | | | 2012
Die Kirche wird renoviert - die Bilder werden abgehängt. | | |
| Info
zum Thema: | | |
Die
Stifterbilder in der Christuskirche - Sunhild Salaschek (Autor), Josef Bröker
(Autor)
Gebundene Ausgabe: 80 Seiten Verlag: historischer verein ibbenbueren
(1993) ISBN-10: 3921290724 ISBN-13: 978-3921290729 | | | | |
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Foto Seite oben - Zeichnung von August
Dorfmüller - Ibbenbüren 1844 |
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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